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Von der Form zum Forum

25. März 2025 durch
Von der Form zum Forum
Gaionauten e.V.
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Die Moderne präsentiert sich in Ecken und Kanten: Rechteckige Häuser, quadratische Bildschirme, lineare Straßen. Sie spiegeln ein kartesianisches Weltbild wider, das Trennungen und Hierarchien begünstigt. Während scharfe Kanten tendenziell Stress- und Alarmsignale auslösen können - möglicherweise ein evolutionäres Erbe unserer Reaktion auf Gefahren - scheinen sanfte Kurven eher Areale anzusprechen, die mit Kreativität und ganzheitlichem Denken verbunden sind. Waren nicht schon historische Kuppeln und Panoramen erfolgreiche Versuche, Räume für gemeinsames Erleben und Gestalten zu schaffen?

Evolution des partizipativen Raums

Die Verbindung von Panorama- und Planetariumstechnologie eröffnet neue Möglichkeiten für kooperative Erfahrungsräume: Hochauflösende 360°-Projektionen können in Kombination mit AR-Elementen komplexe Zusammenhänge visualisieren. Urbane "digitale Zwillinge" oder Echtzeit-Daten aus Sensoren und Satelliten lassen sich zu einem interaktiven Modell unserer Mitwelt verweben. Motion Tracking ermöglicht intuitive Bedienung, KI-gestützte Simulationen zeigen alternative Szenarien, Biofeedback-Systeme können emotionale Reaktionen auf transparente und interaktive Weise einbeziehen.

Diese technischen Werkzeuge eröffnen neue Wege für gemeinsames Lernen und Gestalten. In einer zunehmend komplexen Welt brauchen wir Methoden, die Ambivalenzen bzw. Zusammenhänge offenlegen. Die runde Raumform kann dabei als unterstützendes "Interface" dienen - zwischen analog und digital, zwischen persönlicher Erfahrung und Gruppenprozess. Anders als isolierende VR-Brillen ermöglichen solche Räume geteilte Erlebnisse und collaborative Arbeit.

Von der Anschauung zur Mitgestaltung

Das Potenzial dieser Technologie zeigt sich besonders in der Bürgerbeteiligung. Statt eindimensionaler Informationsveranstaltungen in eckigen Sälen können Menschen ihre Stadt als lebendigen Organismus erkunden und verschiedene Entwicklungsszenarien gemeinsam durchspielen. Ein solcher Raum wird zum Werkzeug für "Kommunale Intelligenz" - wenn Bürger ihre Lebensräume nicht nur verstehen, sondern aktiv mitgestalten können.

Das panoramisch erweiterte Planetarium verwandelt sich so von einem Ort passiven Staunens in ein Labor für partizipative Zukunftsgestaltung. Nicht die Form selbst, sondern ihre Nutzung als Plattform für Dialog und Zusammenarbeit macht den Unterschied. Sie ist Mittel zum Zweck: Menschen zusammenzubringen, Perspektiven zu teilen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Jean-Claude Sonnet

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